Bougatsa

Es gibt ein Ritual, welches nun schon seit über 30 Jahren anhält. Jedes Mal, wenn ich in Griechenland auf meiner Heimatinsel ankomme, ist mein erster Halt der Bäcker am Hafen, um eine Bougatsa (Μπουγάτσα) zu kaufen. Bougatsa ist ein griechisches Gebäck aus hauchdünnem, strudelähnlichem Teig, gefüllt mit Vanillecreme. Ursprünglich leitet sich das Wort aus dem türkischen “poğaça” ab, welches wiederum eine Entlehnung aus dem spätlateinischen “focacia” ist und “gebackener Teig” bedeutet.

Das Gebäck ist vor allem im Norden Griechenlands verbreitet und wird oft zum Frühstück gegessen. Dort gibt es die Teigtaschen mit diversen Füllungen, wie z.B. Käse, Spinat, Fleisch oder eben Pudding. Wenn man im Norden Griechenlands eine Bougatsa bestellt, wird man sofort nach der Sorte gefragt. Im restlichen Land hingegen ist mit Bougatsa immer die süße Version gemeint.

Mein Rezept ist mit Filo-Teig. Das ist die etwas schnellere Variante, schmeckt aber meines Erachtens genau so gut. Ich rühre in die Vanille-Creme etwas Grieß unter, um den Pudding zu binden. Dadurch lässt sich der Eianteil reduzieren, den ich persönlich in größeren Mengen nicht so gerne mag. Wer möchte, kann natürlich auch nur Eigelb oder nur Grieß verwenden. Die Menge müsste dann entsprechend auf sechs Eigelb oder 175-200 gr Grieß erhöht werden.

Bougatsa
(für zwei Stück à 20 x 20 cm)

Vanille-Creme:
1000 ml Milch
105 gr Weichweizen-Grieß
185 gr Zucker
3 Eigelb
30 gr Eiweiß
35 gr Butter, kalt
½ Vanilleschote
etwas Zitronenabrieb
1 Prise Salz

Gebäck:
450 gr (12 Blätter) Filo oder Yufka
180 gr Butter, geschmolzen

In einer großen Schüssel die Eier, den Grieß und ca. 100 ml von der Milch klümpchenfrei verrühren. Die restliche Milch, den Zucker, das Salz, das abgekratzte Vanillemark samt Schote sowie den Zitronenabrieb in einem Topf erhitzen, bis die Milch anfängt zu dampfen. Die heiße Milch in einem dünnen Strahl zur Eimasse geben, um einen Temperaturausgleich zu schaffen. Anschließend das Gemisch wieder in den Topf gießen und bei mittlerer Hitze unter ständigem Rühren zu einer dicken Creme einkochen. Die Creme mit Frischhaltefolie abdecken, damit sich keine Kruste bildet und vollständig abkühlen lassen.

Die Butter in einem Topf zum Schmelzen bringen. Ein Blatt Filo auf der Arbeitsfläche ausbreiten und mit Butter beträufeln. Ein zweites Filo-Blatt darauf legen und ebenfalls mit Butter beträufeln. Mit einem dritten Blatt genauso verfahren. Die Hälfte der Creme mittig auf den Filo-Teig platzieren und in Form eines Rechtecks glatt streichen.

Die Blätter umklappen, mit Butter beträufeln und zu einem Päckchen falten. Drei weitere Filo-Blätter wie beschrieben bebuttern und das Päckchen mit dem Schluss nach unten ein weiteres Mal einpacken. Das fertige Päckchen mit der Naht nach unten auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen. Aus den restlichen Materialien eine zweite Bougatsa formen.

Den Backofen auf 180°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Die Bougatsa mit Butter bepinseln und auf mittlerer Schiene 40 Minuten bei 180°C Ober- und Unterhitze goldbraun backen. Vollständig abkühlen lassen. Zum Servieren in Stücke schneiden und mit Puderzucker und Zimt bestäuben.

Gutes Gelingen und καλή όρεξη!

Bienenstich

“Die Bienen summen durch die Luft, erfüllen sie mit Honigduft”. Zu Corona-Zeiten muss man es wohl mit Gemütlichkeit probieren und was könnte heimeliger sein, als ein köstlicher Kuchen zum Wochenende?

Laut einer Geschichte verdankt der Bienenstich seinen Namen zwei Andernacher Bäckerlehrlingen. Während sie Honig aus den Bienenstöcken an der Stadtmauer aßen, bekamen sie einen Streit zwischen Andernach und Linz mit. Die Bäckerjungen warfen die Bienenstöcke den Linzern nach, sodass diese die Flucht ergreifen mussten. Zur Feier des Tages erfanden sie den Bienenstich.

Für mich gehört Bienenstich zum Frühlingsbeginn einfach dazu. Auch wenn die Zubereitung etwas zeitaufwändig ist, lohnt es sich alle Male diesen Kuchen nachzubacken. Wer eine etwas schnellere Variante haben möchte, kann statt des hier verwendeten Teigs auch einen Rührteig herstellen. Persönlich bin ich aber der Meinung, dass ein fluffiger Hefeteig die perfekte Basis für die sahnige Vanillecreme und die knusprige Mandeldecke ist.

Bienenstich
(für eine Kuchenform von ∅ 26cm)

Hefeteig:
300 gr Mehl, Type 550
18 gr Hefe, frisch
117 gr Milch
40 gr Butter
35 gr Zucker
33 gr Vollei
etwas Zitronenabrieb
1 Prise Salz

Mandelbelag:
125 gr Mandelblättchen, blanchiert
60 gr Butter
70 gr Zucker
25 gr Honig
35 gr Sahne
25 gr Milch

Vanillecreme (crème diplomate):
540 gr Milch
130 gr Zucker
3 Eigelb (Größe M) + ½ Ei (vom Hefeteig)
52 gr Stärke
10 gr Butter
1 Vanilleschote
1 Prise Salz
165 gr Sahne, steif geschlagen
4 gr Gelatine, gemahlen

Für die Marzipanbienen:
85 gr Marzipanrohmasse
½ TL Kurkumapulver
½ TL Backkakao ungesüßt
etwas Puderzucker

Für den Hefeteig alle Zutaten auf Raumtemperatur bringen. Das Mehl in eine Schüssel geben und in der Mitte eine Mulde formen. Die Milch ganz leicht erwärmen und die Hefe darin auflösen. Die Hefemilch in die Mulde gießen und ca. einen Teelöffel vom Zucker dazu geben. Den restlichen Zucker, das Ei, das Salz, den Zitronenabrieb und die Butter in Flöckchen am Rand verteilen. Mit einem Löffel etwas von dem Mehl in die Mulde rühren und daraus einen Vorteig formen. Den Vorteig ca. 30 Minuten gehen lassen, damit die Hefe aktiviert wird.

Derweil den Vanillepudding zubereiten. Hierfür die Milch, den Zucker, das Salz und das abgekratzte Vanillemark samt Schote in einen Topf geben und erhitzen, bis die Milch anfängt zu dampfen. Die Eier und die Stärke in einer Schüssel klümpchenfrei verrühren.

Nun nach und nach ganz vorsichtig die gesamte Milch in einem dünnen Strahl zu der Eiermasse geben. Am besten verwendet ihr dafür am Anfang eine Kelle. Es ist wichtig, dass ihr euch für den Temperaturausgleich viel Zeit lässt, sonst stockt das Ei, wenn die heiße Milch zu schnell dazugegeben wird. Anschließend die Masse zurück in den Topf geben und bei schwacher Hitze unter ständigem Rühren zu einer Creme eindicken lassen. Vom Herd abziehen und die Butter unterrühren. Die Vanillecreme in eine saubere Schüssel umfüllen und sofort mit Frischhaltefolie abdecken, damit sich keine Haut bildet.

Den Hefeteig weiter verarbeiten. Hierfür alle Zutaten mit dem Knethacken der Küchenmaschine zu einem glatten Teig verkneten, der sich leicht vom Rand der Schüssel löst. Den Teig mit einem feuchten Tuch abdecken und ca. 80 Minuten gehen lassen, bis er sich verdoppelt hat.

Eine Springform mit Backpapier auslegen und den Boden sowie die Ränder fetten. Nach dem Aufgehen den Teig auf eine dünn bemehlte Arbeitsfläche rund ausrollen und in die Springform drücken. Den Teig mit einer Gabel einstechen.

Für den Mandelbelag die Butter, den Zucker, den Honig, die Sahne und die Milch sprudelnd aufkochen. Die Mandelblättchen unterheben und die noch heiße Masse flott auf den Teig verteilen. Den Teig nochmal 30 Minuten gehen lassen und anschließend im vorgeheizten Ofen bei 175°C Ober- und Unterhitze auf mittlerer Schiene ca. 40 Minuten goldbraun backen. Nach 20 Minuten mit Alufolie abdecken, sonst wird der Belag zu dunkel. Nach dem Backen den Kuchen mit einem Messer vorsichtig vom Rand lösen und in der Form vollständig erkalten lassen.

Den erkalteten Kuchen nun mit einem Sägemesser halbieren. Die obere Hälfte behutsam in acht bis zwölf Stücke schneiden. Es ist wichtig den Kuchen vorzuportionieren, da er sich sonst im fertigen Zustand nicht gut schneiden lässt.

Für die Bienchen wird die Marzipanrohmasse gelb und braun eingefärbt. Hierfür die Rohmasse in eine große (70 gr) und eine kleine (15 gr) Kugel teilen. Für die gelbe Masse das Kurkumapulver mit ein paar Tropfen Wasser zu einer zähen Paste verrühren. Die Paste unter die Rohmasse verkneten und anschließend so viel Puderzucker unterkneten, bis die Masse nicht mehr klebt. Für die braune Masse das Kakaopulver mit der Rohmasse verkneten.

Aus der gelben Masse für den Bienenkörper kleine Kugeln (ca. 6-7 gr) formen und diese dann zur einer spitz zulaufenden Eiform rollen. Aus der braunen Masse lange Streifen formen und zwei davon um den Bienenkörper legen. Die braunen Augen auf das Bienengesicht aufdrücken und mit einem Modellierwerkzeug (oder einem Holzstäbchen) dem Bienchen ein Lächeln verpassen. Für die Flügel zwei Mandelblättchen in den Bienenkörper drücken. Die fertigen Bienen beliebig auf den Kuchen verteilen.

Die Sahne steif schlagen. Die Vanillecreme nochmal aufschlagen und die Sahne vorsichtig unterheben, um eine sogenannte crème diplomate herzustellen. Die Gelatine in einem Behälter schmelzen und etwas von der Creme unterrühren, um einen Temperaturausgleich zu schaffen. Die Geliermasse unter die Creme rühren und kurz kalt stellen. Die Creme anschließend auf die untere Kuchenhälfte verteilen und die vorgeschnittenen Deckenteile auflegen. Den Bienenstich für mindestens zwei Stunden kalt stellen, damit die Creme fest wird.

Gutes Gelingen!

Zwetschgenkuchen

Es gibt viele Gründe den Herbst zu mögen. Einer davon sind Pflaumen! Leider schaffe ich es fast jedes Jahr die Pflaumenzeit zu verpassen, nur um mich kurz danach zu ärgern, wenn ich mal wieder feststelle dass ich so richtig Lust auf Obstkuchen hätte und die guten Früchtchen nirgends zu finden sind. Dieses Jahr habe ich es geschafft rechtzeitig welche zu besorgen und damit einen herrlich saftigen Kuchen gebacken.

Doch was ist der Unterschied zwischen Pflaumen und Zwetschgen? Optisch sind sie kaum voneinander zu unterscheiden. Streng genommen sind Zwetschgen eine Unterart der Pflaume. Sie sind etwas kleiner und ovaler und haben eine bläuliche Schale. Aber mal ganz ehrlich, ich erkenne da eigentlich nie den Unterschied. Zumindest nicht von außen. Wenn man aber das Obst aufschneidet merkt man, dass Pflaumen ein eher rötliches Fruchtfleisch haben, während das Innenleben von Zwetschgen gelb-grün ist. Im Zweifelsfall also reinbeißen! Für die Herstellung von Kuchen, macht es tatsächlich einen Unterschied ob man nun Pflaumen oder Zwetschgen nimmt. Zwetschgen bleiben nämlich bissfest, während Pflaumen dazu tendieren matschig zu werden.

Dieser Kuchen ist dekadenterweise mit einer üppigen Muhallebi-Cremeschicht versehen. Man kann sie natürlich weglassen oder das Muhallebi durch Vanillepudding ersetzen, aber ich kann euch nur wärmstens empfehlen es mal auszuprobieren. Muhallebi und Zwetschgen ergänzen sich ganz wunderbar. Das Krönchen auf dem Kuchen sind die knusprigen Streusel, die ich mit Haselnüssen und Haferflocken verfeinert habe. Yummy!

Zwetschgenkuchen
(Für eine Springform von Ø 26 cm)

Mürbeteig:
120 gr Butter, sehr weich
60 gr Zucker, weiß
200 gr Weizenmehl
50 gr Dinkelmehl
1 Ei
1 Päckchen Vanillezucker
1 Prise Salz
Zitronenabrieb

Zwetschgenfüllung:
1 kg Zwetschgen, entkernt (ca. 750 gr. reine Füllmenge)
1 EL Zitronensaft
30 gr Zucker, Muscovado
20 gr Speisestärke
1 TL Zimt, gemahlen
1/4 TL Nelken, gemahlen
1 EL Zimtlikör

Muhallebi:
600 gr Milch
60 gr Reisemehl, fein
75 gr Zucker, weiß
1 TL Butter oder Margarine
1 TL Rosenwasser
1/4 TL Mastix, gemahlen
1/4 TL Mahlep, gemahlen

Streusel:
110 gr Weizenmehl
85 gr Butter, kalt
30 gr Zucker, Muscovado
20 gr Zucker, weiß
35 gr Haselnüsse, gemahlen
35 gr Haferflocken, zart
1 Päckchen Vanillezucker
1 Prise Salz
1/4 TL Zimt, gemahlen

Die Zutaten für den Mürbeteig auf Zimmertemperatur bringen. Zuerst die sehr weiche Butter, den Zucker, den Vanillezucker, das Salz und den Zitronenabrieb mit einem Kochlöffel oder dem Handrührgerät gut miteinander verrühren und anschließend das Ei dazugeben und kurz weiterrühren. Das gesiebte Mehl in drei Etappen unterheben und per Hand alles zu einem Teigball verkneten. Diesen platt drücken, in Frischhaltefolie wickeln und für mindestens 2 Stunden kalt stellen. Ich bereite den Teig gerne am Vortag vor und lasse ihn über Nacht im Kühlschrank stehen.

In der Zwischenzeit wird die Füllung vorbereitet. Hierfür die Zwetschgen entkernen und halbieren. Diese dann mit Zitronensaft beträufeln und mit dem Muscovadozucker, den Gewürzen, dem Zimtlikör und mit der Speisestärke vermischen. Die Speisestärke bindet die aus den Zwetschgen austretende Flüssigkeit und verhindert, dass euer Teigboden nachher matschig wird.

Den Backofen auf 180°C vorheizen. Den gekühlten Teig zwischen zwei Lagen Frischhaltefolie zu einem 3-4 mm dicken Kreis ausrollen. Dieser sollte deutlich größer als der Durchmesser der Springform sein. Die obere Frischhaltefolie abziehen und den ausgerollten Teig über den auf die Arbeitsfläche mittig platzierten Boden der Springform stürzen. Den überschüssigen Teig samt Folie nach innen auf den Boden falten, aber nicht andrücken. Den Ring der Springform um den Boden setzen und festziehen. Den Teig nun wieder auseinanderklappen, an den Rand der Springform pressen und die Folie abziehen. Auf diese Art und Weise muss der Rand nicht separat ausgerollt werden. Den Boden mehrfach mit einer Gabel einstechen und bei 170°C Ober- und Unterhitze auf der zweiten Schiebeleiste von unten 10 Minuten blind backen. Die Blindbackfüllung entfernen und den Boden weitere 3-4 Minuten backen bis er leicht golden ist. Den Boden in der Springform komplett auskühlen lassen.

Das Muhallebi mit den oben genannten Mengenangaben wie im Rezept beschrieben zubereiten, auf den Kuchenboden gießen und ca. 15 Minuten stehen lassen bis es sich verfestigt hat. Die halbierten Zwetschgen mit dem Schnitt nach unten ringförmig auf den Pudding platzieren, dabei am äußeren Rand anfangen und sich nach innen arbeiten, evtl. eine zweite Schicht bilden und kleine Lücken stopfen. Da die Zwetschgen während des Backvorgangs ohnehin schon Wasser verlieren, sollte man den überschüssigen Saft der Füllung nicht dazugeben.

Für die Streusel die kalte Butter in kleine Würfel schneiden. Die zwei Zuckersorten, den Vanillezucker, das Salz, den Zimt, die Haferflocken, die Haselnüsse und das Mehl zwischen den Fingern zu Streuseln verarbeiten und über die Zwetschgen verteilen. Den Kuchen auf der zweiten Schiebeleiste von unten bei 180°C ca. 50-55 Minuten backen bis die Streusel goldbraun sind.

Gutes Gelingen!